Ortscharakteristik und Geschichte Der Umsiedlung

Köttichau lag rund zwei Kilometer südöstlich von Jaucha und einen reichlichen Kilometer nordöstlich von Mutschau auf einem Höhenniveau von 167-173 m NN. Einen halben Kilometer südlich der Ortslage befand sich der markante »Siebenhügel« mit 194,8 m NN.

Die seit 1905 betriebenen Tiefbaugruben »Bunge Nebe« und »Margarete « befanden sich in unmittelbarer Nähe der Dorflage. 1940 begann der Kohleabbau im Tagebaubetrieb. Die Tagebaue »Otto Scharf« und »Grube Einheit« tangierten mehrfach den Ortsrand. Vereinzelt musste schon damals Köttichauer Grundbesitz in den Abbau einbezogen werden. Das Dorf ragte wie eine Insel aus der Abbaulandschaft ringsum hervor. Die mächtigen Kohleflöze unter der Ortslage besiegelten deren Schicksal. Der Ministerrat der DDR beschloss am 18.03.1955 den Tagebau Pirkau weiterzuführen, um die in den Feldern von Mutschau, Köttichau und Döbris anstehende Kohle für die Versorgung der Industrie und der Bevölkerung sicherzustellen. Am 20.03.1961 fiel die Entscheidung des Rates des Bezirkes Halle, dass die Ortsverlegungsmaßnahme bis zum 30.09.1962 abgeschlossen seinen muss.

Das Ministerium für Kohle und Energie beauftragte das VEB Projektierungs- und Konstruktionsbüro »Kohle« Berlin mit seiner »Abteilung Ortsverlegung« und das Entwurfsbüro für Hochbau Halle, das Vorhaben umzusetzen. Als Aufnahmeorte für die Einwohner wurden die Städte Zeitz und Hohenmölsen festgelegt.

In mehreren Versammlungen mussten die Bewohner von Köttichau darüber informiert werden, da bereits 1959 mit den Vorarbeiten und den eigentlichen Bauarbeiten für die Umsiedlung begonnen werden sollte. In einzelnen Besprechungen konnten die Köttichauer Einwohner ihre Wünsche dahingehend äußern, in welcher der vorgesehenen Städte sie ihren zukünftigen Wohnsitz nehmen wollten. Von den 289 betroffenen Familien entschieden sich 172 für Zeitz und 117 für Hohenmölsen. In den Aufnahmeorten wurden Typenbauten mit Wohneinheiten nach Familiengröße errichtet. Ende 1963 war die Ortslage Köttichau bereits restlos überbaggert.

In der Chronik von Köttichau mit Datum 12.06.1964 wurde ausgeführt:

»Nunmehr mußte auch der Ort Köttichau dem Kohleabbau weichen. Die Braunkohle als einer der wichtigsten Grundstoffe unserer sozialistischen Wirtschaft schafft die Voraussetzung für den Aufbau großer Industriezweige, die dem Wohl des gesamten Volkes dienen. Für die Bewohner von Köttichau war es nicht leicht, ihren vertrauten Ort, der schon eine historische Vergangenheit hat, zu verlassen. Aber hier an dieser Stelle muss gesagt werden, dass sie das notwendige Verständnis für die volkswirtschaftlichen Belange aufgebracht haben. Wussten sie doch, dass unser Arbeiter- und Bauern-Staat alles Erdenkliche tut, um ihr Los zu erleichtern und ihnen jede nur mögliche Unterstützung zuteil werden zu lassen. In den Orten Zeitz und Hohenmölsen entstanden Neubauten, die nach den fortschrittlichsten Gesichtspunkten errichtet wurden. Hier sollen sich die Köttichauer Einwohner wohl fühlen.«

Wo einst Köttichau lag, befinden sich heute überwiegend landwirtschaftlich rekultivierte Kippenflächen des Tagebaus Pirkau südlich des Mondsees.

Ortsnamenformen
  • 1206: Catechow
  • 1251: Henricus de Kotichow
  • 1269: Cottchowe
  • 1287: Kotechowe
  • 1378: Kotichow, Kotchow
  • 1458: Kotchav
  • 1532: Kottichaw
  • 1556: Köttichen
  • 1661: Kötticha
  • 1716: Kötge
  • 1818: Köttichau, Kötticha
EinwohnerEntwicklung
  • 1583: ca. 130

  • 1632: ca. 120

  • 1661: ca. 110

  • 1795: ca. 200

  • 1818: 220

  • 1840: 326

  • 1861: 349

  • 1864: 353

  • 1875: 367

  • 1883: 423

  • 1905: 468

  • 1910: 634

  • 1937: 684

  • 1945: 899

  • 1960: 795

Meilensteine zur Ortsgeschichte
  • 1206 urkundliche Ersterwähnung (um 1206)

  • 1269 Beurkundung einer Stiftung durch Bischof Dietrich von Naumburg (Vikar Reinhard – Benennung 2,5 Hufe) (06.07.)

  • 1427 Braurecht für das Dorf und Bierlieferungen an die Domherren zu Zeitz

  • 1549 Hexenverfolgung; der Bauer Simon Seiffert geriet in einen Hexenprozess und wurde verbrannt

  • 1661 Köttichau gehörte zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels (1746 unverändert)

  • 1704 Vernichtung von sechs Häusern mit Nebengelass durch großen Brand, daraufhin Anschaffung der ersten Feuerspritze

  • 1850 Flurbereinigung (Durchführung der Separation)

  • 1886 Pflasterung der Dorflage

  • 1898 Bau der Straße Köttichau – Hohenmölsen

  • 1908 Beginn des Ankaufs fast der gesamten Flur durch die Riebeckschen Montanwerke und die Werschen-Weißenfelser Braunkohle AG für 1,5 Mio. Mark (Abschluss 1909)

  • 1908 Eröffnung der Grube »Bunge Nebe«; starkes Einwohnerwachstum durch Zuzug oberschlesischer Bergleute; Wandlung vom Bauern- zum Industriearbeiterdorf

  • 1910 Einweihung des neuen Schulgebäudes (31.05.)

  • 1913 Dorf erhält elektrisches Licht

  • 1914 Fertigstellung der Wasserleitung

  • 1945 Einmarsch der US-amerikanischen Truppen (12.04.)

  • 1953 Feier des 750-jährigen Bestehens mit einem historischen Festumzug und 4.000 Gästen

  • 1955 Bauverbot wegen der bevorstehenden Überbaggerung

  • 1961 letzter Gottesdienst in der Kirche und Auflösung der Kirchengemeinde (19.02.)

Zeitzeugen erinnern sich

Interview mit Hilmar Heinold

Interview mit Adolf Tuma

Die Informationen und Abbildungen auf dieser Seite entstammen der Quelle:
Andreas Berkner und Kulturstiftung Hohenmölsen (Hrsg.): Bergbau und Umsiedlungen im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier, Sax-Verlag, 2022.

Das Buch kann beim SAX-Verlag Markkleeberg erworben werden, bitte klicken Sie hier…

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