- 1299 – 1998
- 173 Einwohner
- Dorfform: Straßen-/Gassendorf
- Flur: 138 ha
Neubauernsiedlung Domsen
- 1949 – 1965/66
- 30 Einwohner
Domsen lag einen reichlichen Kilometer südsüdöstlich von Tornau in einer Hanglage auf einem Höhenniveau von 135 bis 164 m NN. Westlich wurde es von der hier weitläufigen Wiesen- und Gehölzlandschaft der Grunauaue tangiert. Auf einer platzartigen Erweiterung inmitten des Ortes mündeten Seitenstraßen, die zum Ortsrand als Sackgassen endeten. Der nördliche Teil war als Gassendorf ausgebildet. In einer Senke befand sich das ehemalige Rittergut (das spätere LPG-Gebäude), das von Häusern des Dorfes umfasst wurde. Über das Rittergut wie über das Geschlecht derer von Zscheplitz ist in alten Schriften viel zu lesen. Nach Wolf Georg von Zscheplitz wurde am Südhang Hohenmölsen auch eine Straße benannt. Aufgrund der wirtschaftlichen Stellung des Ritterguts war der gesamte Ort durch dieses geprägt.
Die Landarbeitersiedlung (»Frönerei« genannt), die auf Initiative der Rittergutsbesitzer entstand, wurde im vorigen Jahrhundert südlich des Gutes auf dem Gelände der Gutsgärten angelegt. Die Kirche lag am westlichen Ende des Dorfes zusammen mit dem ehemaligen Schulhaus (später Kindergarten und Wohnhaus) an der Straße nach Tornau. Auf der Nordwestseite der Kirche lag der alte Friedhof und jenseits der alten Straße der neue mit einer Grabkapelle für Erdbestattung der Rittergutsbesitzer. Innerhalb des Dorfes dominierte eine Bausubstanz aus dem 18. und 19. Jahrhundert; das älteste Gebäude stammte aus dem Jahr 1635.
1965/66 erfolgte die bergbauliche Inanspruchnahme der »Neubauernsiedlung « Domsen. 1958 begannen die Aufschlussarbeiten für den Tagebau »Domsen« durch den VEB Braunkohlenwerk »Erich Weinert« Deuben. In diesem Zusammenhang wurde 1959 die Straßenbrücke mit einer Werkbahnunterführung zwischen Deumen und Wuschlaub fertiggestellt. Bereits 1960 verließen die ersten Kohlezüge die Grube.
Die DDR-Regierung stellte für den Neuaufschluss 70 Mio. Mark zur Verfügung. Die Häuser der erst nach der Bodenreform von 1948/49 vorwiegend für die landlosen Bauern und Kriegsflüchtlinge errichteten Siedlung standen direkt an der Abbaukante. Zu ihrem Bau wurden Abbruchmaterialien des ehemaligen Ritterguts verwendet. Den 30 betroffenen Einwohnerinnen und Einwohnern wurden Ersatzwohnungen in Zeitz, Pegau und Hohenmölsen angeboten. Einige Familien verließen daraufhin ganz das Revier.
- 1299: Domascowe
- 1332: Domatszowe
- 1378: Johann de Domssow
- 1445: Domasschow
- 1487: Thomaßaw
- 1532: Dompsaw
- 1616: Tombßen
- 1716: Thomsen
- 1749: Domsen
- 1814: Dommßen, Domßen, Thomsen
- 1840: Domsen
- ~ 1750: 32 (Häuser)
- 1895: 292
- 1910: 341
- 1925: 340 und 25 im Gutsbezirk
- 1933: 316
- 1939: 293
- 1994: 173
- 916: soll auf dem Berg zu Grunau ein Schloss gestanden haben, in dem sich Herzog Heinrich von Sachsen vor König Konrad I. verschanzte (weitere Erwähnung für 927)
- 976: urkundliche Erwähnung (um 976)
- 1481: laut Glockeninschrift ältester Nachweis zu einer Kirche im Dorf
- 1539: Bischof zu Meißen als geistlicher Lehnsherr
- 1578: Wolf Georg von Zscheplitz als Patron der Parochie Grunau, Rittergutsbesitzer von Domsen und Kurfürstlich-Sächsischer General-Proviantmeister (beigesetzt in der Grunauer Kirche) (bis 1625)
- 1540: Ersterwähnung einer Schule im Ort
- 1746: Zuordnung zum sächsisch kurfürstlichen Amt zu Weißenfels
- 1810: Bau einer Schule für Bösau, Domsen, Tornau und Grunau für ca. 80 Kinder neben dem Kirchengelände
- 1861: Bau der neuen Kirche
- 1908: Gründung der Konsumvereinigung
- 1909: mehrere Vereinsgründungen (Arbeiterradfahrverein, Verein »Freie Turnerschaft«, Spielmannszug) bis 1912
- 1912: Kirchengemeinde verkauft Grundstücksflächen an die Bergbaugewerkschaft Hohenzollernhall zur bergbaulichen Nutzung
- 1912: aufgrund der gestiegenen Kinderzahl durch zugezogene Bergarbeiter wird eine neue Schule errichtet
- 1933: Eingemeindung nach Großgrimma
- 1997: Kauf des Kirchengebäudes samt Grund und Boden durch die MIBRAG mbH
- 1998: Bergung der Glocken und Umsetzung zur Stadtkirche Hohenmölsen
- 2005: Abriss der Kirche
Interview mit Siegfried Schumann
Interview mit Renate Bader
Die Informationen und Abbildungen auf dieser Seite entstammen der Quelle:
Andreas Berkner und Kulturstiftung Hohenmölsen (Hrsg.): Bergbau und Umsiedlungen im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier, Sax-Verlag, 2022.
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