Die Geschichte der
Bergbauregion Zeitz-weißenfels

Der Naturraum Mitteldeutschlands wurde im Verlaufe der erdgeschichtlichen Entwicklung (Tertiär) gut mit Braunkohlenvorkommen ausgestattet.
In diese Landschaft griff der Mensch ein und nutzte den Rohstoff Braunkohle zunächst als Brennmaterial anstelle von Holz in den Salinen, den Ziegeleien, den Kalkbrennereien, den Zuckerfabriken und im Haushalt.
Später gab die Braunkohle den Impuls für die schnelle wirtschaftliche Entwicklung der Region zwischen Weißenfels und Zeitz. Gleichzeitig stehen der Braunkohlentagebau und seine Folgelandschaften beispielhaft dafür, wie massiv Menschen ihre Umwelt verändern.
Seit über 300 Jahren wird in der Leipziger Tieflandsbucht Braunkohle abgebaut. Nachdem die Kohle anfangs über unterirdische Strecken im Tiefbau geschürft wurde, folgte ab den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts der Tagebau. Seitdem verändert die Kohleförderung gravierend das Gesicht der Landschaft.
Der Raum Zeitz-Weißenfels-Hohenmölsen ist Teil dieser Landschaft. Die Braunkohle wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor der Region und änderte die Lebensbedingungen ihrer Bewohner grundlegend.
Sie verhalf der bis dahin landwirtschaftlich geprägten Gegend zu Wohlstand und führte zu einem starken Bevölkerungswachstum. Vor allem neu Hinzugezogene aus dem Erzgebirge, dem Mansfelder Land und aus Polen deckten den sprunghaft angestiegenen Bedarf an Arbeitskräften.
Von Abbau über Veredlung bis zur direkten Energiegewinnung wurden umfangreiche Wirtschaftskreisläufe in Gang gesetzt.
In der Region entstand ein vielseitiges Industriegebiet mit Nachfolgeindustrie (z.B. Kraftwerke, Brikettfabriken, Schwelereien) und Ergänzungsindustrie (Lebensmittel‑, Schuhindustrie,
Seifenfabriken, Molkereien, Schlachthöfe, Mühlen, Brauereien, Kinderwagenfabriken, Maschinenfabriken) in den Städten Weißenfels und Zeitz. Diese Industrien sicherten über
Jahrzehnte hinweg die Existenz von tausenden Menschen.
Zu DDR-Zeiten nahm die Bedeutung der Kohlevorkommen noch zu und die Förderung in den Großtagebauen wurde rasant ausgebaut, weil die Braunkohle ein unverzichtbarer Energieträger für das ganze Land war. Die Jahresförderung überschritt in den 1980er Jahren mehrfach die 300-Mio.-Tonnen-Grenze.
Das Bergbauunternehmen MIBRAG ist noch heute der größte Arbeitgeber der Region. Im heutigen MIBRAG-Tagebau Profen wird seit 1941 und bis voraussichtlich 2035 Braunkohle abgebaut.

Der Abbau von Braunkohle im Tagebau verändert eine Landschaft mehr als jede andere Art der Gewinnung von Bodenschätzen. Hohlformen bis zu 130 Metern Tiefe und fast 20 km² Fläche entstehen. Wälder werden gerodet, Bäche und Flüsse werden umgeleitet, Grundwasser wird abgepumpt, landwirtschaftliche Nutzflächen verschwinden. Ganze Ortschaften müssen dem Tagebau weichen: Kirchen, Schulen, Kindergärten, Gaststätten, Bauernhöfe und Wohnhäuser verschwinden,
Menschen werden umgesiedelt. Diese Prozesse bringen vielfältige Konflikte mit sich und haben starke Auswirkungen für die betroffene Bevölkerung.
1382
Erste Braunkohlefunde in Mitteldeutschland bei Lieskau/Halle (Saale).
1485
Braunkohle wir bei Holleben/Halle als Brennmaterial verwendet.
1672
Dr. Matthias Zacharias Pilling findet bei Altenburg „brennbare Erde“ (Braunkohle).
1685
Konfirmation eines Bergmannssohnes in Pirkau (laut Bericht in der Ortschronik).
1698
Beginn der Braunkohleförderung im Geiseltal.
1764
Abbau „schwarzer brennbarer Erde“ bei Mertendorf und Rathewitz bei Stößen. Es entstehen die ersten sogenannten „Bauerngruben“.
1766
Herstellung der ersten Kohleziegel als Brennmaterial bei Muschwitz.
1800
Friedrich von Hardenberg (Novalis), Assessor der kurfürstlich-sächsischen Salinen, sucht zwischen Zeitz, Gera und Meuselwitz nach neuem Brennmaterial für die Salinen in Artern, Dürrenberg und Kösen und trägt damit maßgeblich zur Erschließung der Braunkohlelagerstätten in der Region bei.
ab 1843
Beaufsichtigung der Braunkohlegruben durch das Bergamt. Seitdem rissmäßige Erfassung und aufgrund ihrer Vielzahl Nummerierungen der Gruben. Seit ca. 1870 Benennung der Gruben mit Namen, z.B. „Irene“ oder „Jakob“.
1843
In der Gegen um Teuchern, Muschwitz und Göthewitz sind 97 Braunkohlegruben in Betrieb. die handgeformten Kohleziegel werden als Brennmaterial im Gebiet Zeitz-Weißenfels gehandelt.
1855
Der Braunkohleabbau in der Region Hohenmölsen nimmt einen gewaltigen Aufschwung. Die ersten großen Kohleunternehmen sind die Werschen-Weißenfelser Braunkohlen AG und die Sächsisch-Thüringische Aktiengesellschaft für Braunkohleverwertung.
1860-1869
Bau von Schwelerei-, Mineralöl- und Paraffinfabriken u.a. in Köpsen, Gerstewitz, Webau und Werschen.
1865
Einsatz der ersten Dampfmaschinen im Revier durch Card Adolf Riebeck in der Grube 397 in Reußen, Zeitz.
1889
Inbetriebnahme der Brikettfabrik Herrmannschacht Zeitz.
1897
Einrichtung der Bahnlinie Großkorbetha-Deuben mit Halt in Hohenmölsen aufgrund der rasanten Entwicklung der Braunkohlenindustrie.
1914
Bau des Knappschaftskrankenhauses in Hohenmölsen.
1932
Als erster Ort im Zeitz-Weißenfelser Braunkohlerevier muss Gaumnitz dem Kohleabbau weichen (Tagebau Streckau, Teilfeld Gaumnitz).
1940
Aufschluss des Tagebaus Pirkau.
1944
Aufschluss des Tagebaus Profen.
1959
Stilllegung der Brikettfabrik Herrmannschacht Zeitz.
1970
Stilllegung des Tagebaus Pirkau.
1982
Errichtung eines Traditionskabinetts zur Bergbaugeschichte und Arbeiterbewegung des Zeitz-Weißenfelser Braunkohlereviers in Tackau. Aus diesem entwickelte sich das heutige Bergbaumuseum Deuben.
1991
Freigabe des Mondsees zum Baden, Stilllegung des Tagebaus Profen-Nord.
1992
Gemeinderatsbeschluss der Gemeinde Großgrimma zur gemeinsamen vorzeitigen Umsiedlung nach Hohenmölsen.
1998
Abschluss der Umsiedlung der Gemeinde Großgrimma mit einer feierlichen Veranstaltung im Bürgerhaus Hohenmölsen unter dem Motto „Willkommen und Abschied“.
2011
Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage „Halbe Oberabtei“ in Hohenmölsen (Webau).
2016
Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung für die Entwicklung eines Energieparks bei Profen zwischen MIBRAG mbH und Getec green energy AG.